Edukative Sozialpädagogik – sich trennen vom Trennen

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Die Schule beruft sich gerne auf das „Kerngeschäft Unterricht“. Das verlangt zunehmend – zum Teil schon fast als Voraussetzung für einen geordneten Betrieb – nach unterstützenden Zudienerleistungen aller Art. Dazu gehört beispielsweise die schulische Sozialarbeit. Denn zahlreiche Lehrer fühlen sich überfordert. Zu schaffen machen den Pädagogen vor allem Verhaltensweisen ihrer Schüler, die irgendwie mit Erziehung zu tun haben – mangelndes Respektsverhalten, Null-Bock-Mentalität, Aufmerksamkeitsdefizite, fehlender Ehrgeiz und ähnliches mehr. Damit werden die Schüler gleichsam zur Störgrösse im „Kerngeschäft Unterricht“.

Und da kommt eben die Sozialpädagogik ins Spiel. Eine ihrer Hauptaufgaben: sich um herausfordernde Verhaltensweisen kümmern. Als eine Art pädagogische Schulfeuerwehr nimmt sie sich den speziellen Bedürfnissen an – meist in Konflikt- oder anderen schwierigen Situationen mit Eltern und/oder Jugendlichen. Wenn’s brennt eben. Doch: Konflikte (und vor allem ihre Lösung) können nicht delegiert werden. Damit ist nichts gegen die Sozialpädagogik gesagt. Aber gegen die Trennung von Bildung und Erziehung. Denn: „Schule“ ist nicht zu trennen von „Erziehung“. Im Gegenteil – sie ist das „Kerngeschäft“. Erziehung wird nämlich definiert als „pädagogische Einflussnahme auf das Verhalten und die Entwicklung von Heranwachsenden“. Und man kann sich ja nicht Nicht-Verhalten. Das bedeutet: Jede Pädagogik ist im Grunde genommen Erziehung.

Das führt direkt zum Konzept der edukativen Sozialpädagogik – und das in Verbindung mit personalisiertem Lernen. Edukative Sozialpädagogik bedeutet: sich trennen vom Trennen. Das englische „education“ zum Vorbild nehmen, Bildung und Erziehung systematisch miteinander verbinden und verzahnen. Nicht nur sprachlich, auch organisatorisch und personell. Es ist ein Modell, das im Institut Beatenberg seit langem und mit Erfolg praktiziert wird. Ziel ist es, die Jugendlichen bedürfnisgerecht und zielführend zu unterstützen, sie quasi „on the job“ zum Lernen und zum Leben zu erziehen. Damit sie fit werden für ihr Leben.

Und da die Situationen, Möglichkeiten, Wege und Intentionen für alle Jugendlichen anders sind, gibt es als Organisationsform nichts Ungeeigneteres als die geschlossene Jahrgangs-Marschkolonne. Die Entwicklung läuft in Richtung personalisierten Lernens. Mit diesem Begriff verbindet sich die Idee, schulisches Lernen zu einer persönlich relevanten Angelegenheit zu machen. „Trough the eyes of the students“ fordert Bildungsforscher John Hattie. Oder anders gesagt: Es geht darum, das Lernen zu organisieren – nicht das Lehren. Das mag trivial klingen. Aber es hat erhebliche Konsequenzen. Für alle Beteiligten.

 

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