Das Ende des Lustprinzips

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Dass Heranwachsende ab und an keine Lust bekunden, sich mit schulischen Themen zu beschäftigen, das ist nicht neu. Und das liegt keineswegs nur an den Kindern. Was sich hingegen verändert hat, ist der Umgang mit der jugendlichen Nonchalance, keine Lust zu verspüren. Es hat sich zu einer Art Menschenrecht entwickelt, Sachen nicht zu mögen, besonders natürlich, wenn es um Arbeit und Verpflichtungen geht.
Fehlende Frustrationstoleranz heisst das erweiterte Synonym für dieses sich demonstrativ gequält dahinziehende «Neeeee, keine Lust, ich mag nicht».
Keine Lust zu haben, keine Lust haben zu müssen, das hat sich als Lebenshaltung etabliert. Und es funktioniert ja.
Die zeitgeistprägende Lustlosigkeit findet quer durch alle schulischen Arrangements hindurch viel gutmenschenverstehende Nachsicht. Für alles gibt es einen Grund (um den Begriff «Ausrede» zu vermeiden). Folge: Die Frustrationstoleranz verabschiedet sich zunehmend aus der Schule. Selbst sie hat sozusagen die Lust verloren. Dabei ist gerade die Fähigkeit, sich zu überwinden, sich nicht den Sirenengesängen des inneren Schweinehundes auszuliefern, ein Garant für Erfolg – und Zufriedenheit.
Das Gegenmittel zu «Es pisst mich an» (oder ein bisschen sozialverträglicher «ich bin halt nicht motiviert» ist eine Art mentaler Tritt in den Hintern. Das Gegenmittel ist die Aufforderung, sein Leben aktiv in die Hand zu nehmen – subito und allen augenrollenden Widerständen zum Trotz. Willkommen im Leben!
Wer seinen Kindern (oder anderen, die es nötig haben) einen Gefallen tun will, führt sie auf den Weg, der schnurstracks aus der Bequemlichkeit herausführt, dorthin, wo es zuweilen anstrengend ist, wo es mitunter «anscheisst». Denn die Menschen, die einen beim Jammern unterstützen, sind keine hilfreichen Weggefährten, wenn es darum geht, etwas aus sich zu machen.
Der Widerstand gegenüber schulischen oder anderen Anforderungssituationen kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen. So tun als ob ist eine beliebte und sozialverträgliche Form. Dem schulischen Widerstandsverhalten sind auf der nach oben offenen Destruktions-Skala – zumindest gedanklich – keine Grenzen gesetzt.
Und das Problem: Man kann nichts gegen den Widerstand tun. Nur etwas für die Identifikation. Je grösser die Identifikation, desto geringer der Widerstand.

Identifikation, sich ein Stück weit als zugehörig erleben, das kann sich in unterschiedlichen Varianten zeigen. Das gilt in übertragenem Sinne auch für die Schule: Lernende müssen sich auf eine Art identifizieren mit ihrer Rolle – mit dem, was sie tun und mit den Menschen, mit denen sie es tun.