Von Pissoirs und Schweinen
Wer kann wo müssen – der „Masterplan ZüriWC“ gibt erschöpfend Auskunft über die Zukunft der stillen Örtchen in Zürich. Menschen sollen sich nicht notdürftig in die Büsche schlagen müssen. Fein säuberlich – das ist im Zusammenhang mit WCs wichtig – wird aufgelistet, mit welchen Anlagen ebendies verhindert werden soll. Der Masterplan für die Zürcher Bedürfnisanstalten nimmt sich aber auch anderen Bedürfnissen an. So wird beispielsweise auf Seite 14 festgehalten: „Neue Pissoirs sind aus Gleichstellungsgründen nicht vorgesehen.“ Aha?! Auch wenn wir uns gedanklich in Toiletten befinden: das ist kein Furz!
Zwar mögen im Zusammenhang mit „Pissoir“ erst einmal die Wörter „Stellung“ und „gleich“ auffallen. Wer aber glaubt „Stellung“ sei biologisch-körperlich gemeint, verkennt schlicht und einfach die gesellschaftspolitische Dimension des Pissoirs. Denn: Der Gender Mainstream kann keinerlei Rücksicht nehmen auf das Männchen an der Türe. Zum Glück – schliesslich haben wir keine anderen Sorgen.
Wer sich nicht einer konsequent entmaskulinisierten Sprache bedient, gefährdet den Fortbestand des Abendlandes. Mindestens. Also wird aus dem Sündenbock die Sündenziege. Der Fussgängerstreifen wird mitsamt dem Ampelmännchen zum Zebrastreifen umbenannt (obschon niemand die Zebras gefragt hat). Und auch die Schule – gerade sie – muss ihre gesellschaftspolitischen Verantwortung wahrnehmen und die Genderfahne in den Wind halten. Deshalb fällt die Turnstunde für die männlichen Schülerinnen aus. Denn „Schüler“ – das geht ja gar nicht! Schülerinnen und Schüler muss das heissen. Aus Gründen systeminnewohnender Bequemlichkeit ist daraus dann aber „SuS“ entstanden. Die „Schülerinnen und Schüler“ werden auf allen Schriftstücken als „SuS“ bezeichnet. Ein Klick auf Wikipedia zeigt: „Sus ist eine Säugetiergattung aus der Familie der Echten Schweine (…) von denen das Wildschwein (beziehungsweise dessen domestizierte Form, das Hausschwein) in Mitteleuropa am bekanntesten ist.“ Aha!
Gender Mainstream beraubt also die Männer nicht nur des geschlechtlichen Vorteils beim Anstehen vor der Toilette, er (?) macht aus Schülerinnen und Schülern auch noch Schweine. Wahrlich, weit haben wir es gebracht…
Dass die Genderei vor der Klotür nicht halt macht, ist kaum überraschend. Aber „Schultoilette“ ist ein Thema von überraschender pädagogischer Bedeutung, etwa in Entwicklungsländern, man denkt an Schulen in Afrika – wir haben den Zustand der Schulklos gern als Indiz für den Gesamtzustand der Schule einschliesslich der Pädagogik betrachtet in den neunziger Jahren, und in den Ministerien von Kenja, Tansania und Uganda gehört, dass die niedrige Zahl von schulbesuchenden Mädchen von diesen selbst mit dem mangelhaften Zustand der Toiletten erklärt werde – und auch an Schulen in Deutschland, die ich in den vergangenen Jahrzehnten kannte, mit manchmal unglaublich verwahrlosten Klos.
In Japan, so erzählen mir Freunde, werde die gesamte Schule einmal pro Woche von den Schülerinnen und Schülern selber gründlich gesäubert, einschliesslich der Klos, und meist sei das eine Art Partytag mit grossem Hallo. Vielleicht wäre das der Anfang einer Lösung, aber die Barrieren – die vereinte Phalanx aus Hausmeistern und Raumpflegerinnen hat hierzulande schon manche Schulleitung in die Flucht geschlagen – sind sehr hoch.