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Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen

Der personelle Stabilitätsfaktor in den Schulen sind die Schüler. Klar. Sie sind am längsten anwesend. Bei den Lehrpersonen dagegen herrscht ein dauerndes Kommen und Gehen. Mehr als zwei Drittel arbeiten Teilzeit, häufig in kleinen Pensen. Viele schöpfen aus genau dieser Quelle ihre berufliche Motivation. In entsprechend atomisierten Teilmengen sind die Verantwortlichkeiten organisiert – inhaltlich, zeitlich und räumlich. Damit einher geht ein Prinzip der Abgrenzung und der Nichtzuständigkeit. Und das ist ungefähr das Gegenteil von dem, was es braucht, um ein Kind zu erziehen: ein ganzes Dorf. Dörfliche Strukturen leben von einer vielfältigen Vernetzung und bilden auf diese Weise ein transparentes Bezugssystem. Das vermittelt das Gefühl, auf differenzierte Weise wahrgenommen zu werden. Kommunikation mit dem Einzelnen ist damit auch Kommunikation mit dem System. Das heisst: Wer sich nützlich macht, wird eine breitere Anerkennung finden. Und wer sich daneben benimmt, kann nicht so mir nichts dir nichts in die Anonymität entwischen.

Schon den Römern war klar: divide et impera – teile und herrsche. Trennung, das ist das organisatorische Prinzip der öffentlichen Schule. Sie ist die wahre Privatschule – jede Klasse ist privat. Das schafft Unmengen von Refugien. Nicht nur für die Schüler.

Deshalb: Um ein Kind zu bilden braucht es ein ganzes Dorf, ein transparentes und präsentes System. Das ist mehr als ein punktuelles Zusammentreffen von Partikularinteressen. Viel mehr.




Der Heizwert von Zeugnissen

Ein Blick in die Stellenanzeigen macht deutlich, worauf es ankommt: Die Menschen sollen zuverlässig sein, belastbar und kreativ, sie sollen sich in ein Team einfügen, fähig und willens sein, Verantwortung zu übernehmen, sich auszeichnen durch Engagement und Motivation.

Aber nicht nur in der Arbeitswelt, auch privat ist man in der Regel gut beraten mit Menschen, die charakterlich ein bisschen was drauf haben.

Und niemand käme auf die Idee, dafür irgendeine Note zu geben oder zu verlangen. «Wenn du mit mir zusammensein willst, brauchst du in Teamfähigkeit eine 4,25.» «Und in Zuverlässigkeit läuft nichts unter einer Viereinhalb.» Dort, wo es also quasi um die Wurst geht, verzichtet man auf Noten. Mehr noch: Man kommt schon gar nicht auf den absurden Gedanken.

Dafür fühlt man sich auf den Nebenbühnen des Lebens – in der Schule – bemüssigt, alles und jedes in Noten auszudrücken – auf drei Kommastellen natürlich. Dann kriegt jemand in Deutsch eine 4,015. Nein, vielleicht rundet man die Note auf: 4,02. Getreu dem Motto: Je unklarer die Bezugsnorm, desto beliebiger lässt sich eine Leistung in Noten ausdrücken. Die Forschung zeigt: Im Vergleich zur Notengebung ist Kaffeesatzlesen eine exakte Wissenschaft. Aber die Kommastellen gaukeln Exaktheit vor. Die Stirne in Falten werfen, mit leiser und sorgenschwangerer Stimme die Eltern mit der bitteren Wahrheit konfrontieren: «Ihre Tochter hat leider nur eine nur eine 3,714. Das reicht halt nicht fürs Gymnasium!» Klar. Logisch. 3,714, das reicht nicht. Wahrlich bitter.

Und das Verrückte: Es gibt sogar Menschen, die solchen Quatsch glauben. Unbeirrt. Obschon der Aussagewert von Zeugnissen deutlich geringer ist als ihr Heizwert.




Auf digitalen Abwegen

«Wie viele Nachrichten kriegst du pro Stunde auf dein Smartphone?» Bei etwa einem Drittel der Jugendlichen ist das überblickbar: eine bis fünf Nachrichten. Pro Stunde. Bei etwa einem Fünftel klingelt oder vibriert es häufiger: fünf bis zehn Mal pro Stunde. Oder anders gesagt: alle paar Minuten. Das ist zwar viel – und trotzdem wenig. Denn: Ein grosser Teil der Jugendlichen muss zwischen zehn und fünfzig Mal auf das Handy schauen – pro Stunde. Da nützt es nichts, wenn in Schulen die Regel heisst: Das Handy darf dabei sein, es darf einfach den Unterricht nicht stören. So ein Quatsch! Es stört vielleicht den Lehrer nicht, wenn die Schülerhandys nicht klingeln. Aber die Schüler selber? Wenn sie wissen (oder die Vibration es ihnen ankündigt), dass sie dauernd irgendwelche Meldungen erhalten? Sie werden sich auf eines nicht konzentrieren können: auf das Thema, um das es im Unterricht geht.

 




Ist man ein schlechtes Vorbild, wenn man selber denkt?

Situation 1: Auf einer der kompliziertesten Kreuzung Englands – in Beverly (East Yorkshire) – sind sämtliche Ampeln ausgefallen. Und das sind nicht weniger als 42 Stück. Zwanzig verschiedene Verkehrsflüsse werden normalerweise durch die Lichter geregelt. Und an neun Stellen wird ein sicherer Übergang für Fussgänger geboten. Und plötzlich: Aus! Und, das grosse Chaos? Nein, keineswegs, das Gegenteil traf ein! Die ganze geballte Ladung aus Menschen und Blech bewegte sich vollkommen flüssig durch das Gewirr von Strassen. Die Menschen mussten einfach aufeinander achten. Und das taten sie.

Situation 2: Eine grosse Kreuzung in Buenos Aires, die Ampel steht auf Rot. Der Taxifahrer lässt sich dadurch nicht beirren. Er fährt einfach weiter. «Das Stoppsignal an der Ampel ist nur ein Vorschlag», erklärt er schmunzelnd, «aber ich muss halt auf die anderen Autos achten.» Und er ist bei weitem nicht der Einzige, der sich über die Rotlichter hinwegsetzt. Auffällig: Unfälle passieren deshalb nicht mehr als hierzulande.

Situation 3: An einem Fussgängerstreifen in einer grossen Stadt, das Ampelmännchen leuchtet rot auf. Weit und breit ist kein Auto zu sehen. Deshalb überquert ein Mann zielstrebig die Strasse. Ein Frau, die mit ihrem Kind vor der Ampel ausharrt, ruft ihm nach: «Sie sind ein schlechtes Vorbild für mein Kind.» Antwort des Mannes: «Nein, ich bin ein gutes Vorbild. Ich kann selber denken und entsprechend handeln.»

Alles soll bis ins Kleinste gesteuert werden, geregelt, in Bahnen gelenkt. Wenn die Ampel auf Rot steht, hat man zu warten, auch wenn sich von nirgendwo ein Auto nähert. Das macht zwar überhaupt keinen Sinn. Aber es ist gut geregelt. Ähnlich verhält es sich mit dem Verkehrsfluss durch die Schule. Wie an Ampeln werden die Schüler mit Stundenplänen und Jahrgangsklassen eingespurt und paketweise weitergereicht zur nächsten Kreuzung. Das produziert zwar Unmengen von Leerlauf. Aber es ist gut geregelt.

Was auf der Strecke bleibt, ist die Eigenverantwortung. Dabei ginge es um das. Genau um das: sich zuständig zu fühlen. Jetzt! Hier!

Stärke die Autonomie der kleinsten Einheit, muss deshalb die Devise lauten. Denn schliesslich sollen Lernende fähig werden, selber zu denken und verantwortungsvoll zu handeln.

PS: Wer mit der Herde geht, kann nur den Ärschen folgen.




Organisierte Unverantwortlichkeit

«Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen.» Dieses Diktum stammt aus Afrika. Das Dorf als wirtschaftlich-kultureller Organismus fühlte sich kollektiv verantwortlich für Bildung und Erziehung. Das Sprichwort könnte auch ein hiesiges sein. Denn: Noch ist es nicht allzu lange her, galt ein ähnliches Verständnis auch hierzulande. Und: Schule und Lehrer waren Teil dieses Dorfes – identitätsstiftender Teil.

Tempi passati. Heute ist Splitting angesagt und Sharing – vom Auto über den Job bis zur Familie. Da braucht man nicht Position zu beziehen wie früher im Dorf. Zuständig sind ja die anderen. Organisierte Unverantwortlichkeit heisst das Stichwort. «Ich bin als Lehrer nur zuständig für Mathematik.» Das ist bequem. Und falsch. «Wenn ein Schüler nicht will, ist er selber schuld.» Das ist bequem. Und falsch. «Die Schule kann ja nicht der Reparaturbetrieb für die Gesellschaft sein.» Das ist auch bequem. Und auch falsch.

Denn genau das ist Aufgabe der Schule: sich zuständig zu fühlen, zuständig für eine integrale Form von Bildung und Erziehung im Verständnis des englischen «Education». Und weshalb? Weil es sich nicht trennen lässt. Deshalb! Schlicht und einfach. Das war in den nahen und fernen dörflichen Strukturen selbstverständlich. Weil man sich eben zuständig fühlte. Weil man sich weniger abgrenzte. Weil man präsent war. Und weil man die Kinder nicht einfach vor den Bildschirm setzen oder in die Therapie schicken konnte.

PS: Als Internat pflegen wir dieses «dörfliche» Verständnis von Bildung und Erziehung. Das ist zwar mitunter unbequem. Aber es macht Spass. Weil es unbequem ist …




Von Fussball, Kartoffelbirnen und «neuem» Lernen

Wer dem Gekicke zwischen dem FC Chlepfmoos und der 2. Mannschaft des FC Hinterwald-Bachen beiwohnt, weiss, dass das Spiel «Fussball» genannt wird. Aber er weiss auch, dass das Spiel gleichen Namens zwischen Bayern München und Real Madrid sich völlig anders präsentiert. Fussball ist eben nicht einfach Fussball. Auch wenn die Tore gleich gross, der Ball gleich rund und die Spieler ähnlich tätowiert sind – es liegen Welten zwischen dem Sportplatz Chlepfmoos und der Allianz Arena in München. Denn Vergleichbarkeit hängt nicht nur von den Vergleichsobjekten ab, sondern auch von den Vergleichskriterien.

Das heisst: Wer vergleichen will, muss sich mit den Kriterien auseinandergesetzt haben. Je differenzierter die Darstellung sein soll, desto mehr Sachverstand ist vonnöten.

Aber unbelastet von Sachverstand lässt sich’s leichter auf die Pauke hauen. Der Biertisch ist dafür ein Beispiel – dem viele Medien nur allzu gerne folgen.

Da entscheidet sich beispielsweise eine Schule für «Individualisierung» oder für «Kompetenzorientierung» oder für «offenes Lernen» oder für ein anderes populäres Schlagwort aus der pädagogischen Wundertüte. Was dann aus diesem Schlagwort gemacht wird, mit welchem Engagement und mit welcher Kompetenz es vom einzelnen Lehrer in den schulischen Arbeitsalltag umgesetzt wird, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Unterschiede sind ähnlich gross wie zwischen Chlepfmoos und Bayern München. Fussball ist eben nicht einfach Fussball. Und «offenes Lernen» ist nicht einfach «offenes Lernen». Aber das scheint publizistisch keine Rolle zu spielen.

Man fühlt sich an Max Frisch erinnert: „Nichts leichter als das: man schneidet eine Kartoffel zurecht, bis sie wie eine Birne aussieht, dann beisst man hinein und empört sich vor aller Öffentlichkeit, dass es nicht nach Birne schmeckt, ganz und gar nicht!»

Der publizistische und politische Umgang mit Veränderungen im Bildungswesen verläuft nach ähnlichen Strickmustern: Man nimmt eine Schule, die sich mit neueren Formen von schulischem Lernen schwertut und empört sich in aller Öffentlichkeit darüber, dass «Individualisierung» oder «selbstständiges Lernen» oder «offener Unterricht» (die Liste der Begriffe lässt sich in verschiedenen Kombinationen beliebig erweitern) – dass all dies schnurstracks ins Elend schulischen Dumpfbackentums führe. Und besorgte bildungsnahe Eltern sehen ihre Kinder schon der glänzenden Karrieren beraubt unter Brücken schlafen.

Deshalb noch einmal: Fussball ist nicht einfach Fussball. Kartoffeln sind nicht Birnen (auch wenn sie sich so zurechtschneidet). Und «neues Lernen» – oder wie man auch immer sagen will – ist nicht per se gut oder schlecht. Es kommt drauf an, was aus dem Begriff gemacht wird. Und womit man vergleicht.




Der Hintern als wichtigster Körperteil?

Gerade wieder werden alarmierende Daten veröffentlicht: Der Anteil der übergewichtigen Kinder nimmt rapide zu. Das wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus – körperlich und seelisch. Die Gründe sind schnell einmal aufgezählt: zu wenig Bewegung, einseitige Ernährung, intensive Mediennutzung – und die Kombination von alledem.

Kinder und Jugendlich weisen vielfältige motorische Defizite auf. Kein Wunder: Für den Schulweg steht das Taxi Mama bereit oder man steigt in den Bus. Und warum nehmen die Teenager nicht das Fahrrad? Weil sie das Handy während dieser Zeit nicht benützen könnten. Und weil es unbequem ist.

Die saturierte Gesellschaft weist den Jugendlichen den Weg in die Bequemlichkeitsfalle. Und da wieder rauszukommen, das ist nicht einfach. Unbequem halt. Vom Sofa in den Bus oder ins Auto und in die Sitzschule – der Hintern ist der wichtigste Körperteil. Beispiel gefällig? Gerademal vier Prozent des Tages bewegen sich fünfzehnjährige Gymnasiasten. Oder andersrum: 96 Prozent der Zeit werden auf Bauch, Rücken oder Hintern verbracht.

Der Zusammenhang zwischen körperlicher und geistiger Vitalität ist längst unbestritten. Also müsste eigentlich die Schule ein vitales Interesse haben an Kindern und Jugendlichen, die sich bewegen. Dabei geht es um weit mehr als um die Frage einer zusätzlichen Sportstunde. Es geht um das Grundkonzept der Schule als Ort des sich Hinsetzens, des Zuhörens und des Wartens auf das Läuten. Es geht um einen Wandel hin zu einer Schule mit offenen Arbeitskonzepten und integrierter Bewegung, die nicht künstlich erzeugt werden muss. Und es geht um eine Schule, die sich bewusst ist, dass Laufen schlauer macht als Sitzen.




Dicke Luft im Schulzimmer

Der Dachverband der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer will untersuchen lassen, ob stickige Luft im Schulzimmer den Lernerfolg beeinträchtigt. Das ist ja ein Ding. Lehrer, Schüler und Eltern können tief durchatmen (allerdings besser nur im Freien). Denn endlich wird es auch den Dumpfbacken in der hintersten Reihe klar: Die Luft ist schuld, wenn es mit dem Lernen nicht so klappen will.

Aber nicht nur das! Der Verbandspräsident blickt sorgenvoll in die olfaktorische Zukunft: Die Verhältnisse gefährden sogar die Gesundheit. Sollte zudem noch das eine oder andere Kind mehr im Schulzimmer sitzen und die verschiedenen Zusatz- und Sonderlehrkräfte auch noch Platz und Atemluft in Anspruch nehmen, dann wird es vollends dramatisch.

Bis 2017 werden wir noch auf die Folter gespannt. Erst dann wird es gelüftet, das Geheimnis der Studie. Erst dann werden wir wissen, dass die Lehrer lieber kleine Klassen haben (obschon das keinen Einfluss hat auf die Lernleistungen). Und erst dann werden wir endlich die wissenschaftlich hieb- und stichfesten Belege dafür erhalten, dass man die Fenster öffnen kann.




Von Pissoirs und Schweinen

Wer kann wo müssen – der „Masterplan ZüriWC“ gibt erschöpfend Auskunft über die Zukunft der stillen Örtchen in Zürich. Menschen sollen sich nicht notdürftig in die Büsche schlagen müssen. Fein säuberlich – das ist im Zusammenhang mit WCs wichtig – wird aufgelistet, mit welchen Anlagen ebendies verhindert werden soll. Der Masterplan für die Zürcher Bedürfnisanstalten nimmt sich aber auch anderen Bedürfnissen an. So wird beispielsweise auf Seite 14 festgehalten: „Neue Pissoirs sind aus Gleichstellungsgründen nicht vorgesehen.“ Aha?! Auch wenn wir uns gedanklich in Toiletten befinden: das ist kein Furz!

Zwar mögen im Zusammenhang mit „Pissoir“ erst einmal die Wörter „Stellung“ und „gleich“ auffallen. Wer aber glaubt „Stellung“ sei biologisch-körperlich gemeint, verkennt schlicht und einfach die gesellschaftspolitische Dimension des Pissoirs. Denn: Der Gender Mainstream kann keinerlei Rücksicht nehmen auf das Männchen an der Türe. Zum Glück – schliesslich haben wir keine anderen Sorgen.

Wer sich nicht einer konsequent entmaskulinisierten Sprache bedient, gefährdet den Fortbestand des Abendlandes. Mindestens. Also wird aus dem Sündenbock die Sündenziege. Der Fussgängerstreifen wird mitsamt dem Ampelmännchen zum Zebrastreifen umbenannt (obschon niemand die Zebras gefragt hat). Und auch die Schule – gerade sie – muss ihre gesellschaftspolitischen Verantwortung wahrnehmen und die Genderfahne in den Wind halten. Deshalb fällt die Turnstunde für die männlichen Schülerinnen aus. Denn „Schüler“ – das geht ja gar nicht! Schülerinnen und Schüler muss das heissen. Aus Gründen systeminnewohnender Bequemlichkeit ist daraus dann aber „SuS“ entstanden. Die „Schülerinnen und Schüler“ werden auf allen Schriftstücken als „SuS“ bezeichnet. Ein Klick auf Wikipedia zeigt: „Sus ist eine Säugetiergattung aus der Familie der Echten Schweine (…) von denen das Wildschwein (beziehungsweise dessen domestizierte Form, das Hausschwein) in Mitteleuropa am bekanntesten ist.“ Aha!

Gender Mainstream beraubt also die Männer nicht nur des geschlechtlichen Vorteils beim Anstehen vor der Toilette, er (?) macht aus Schülerinnen und Schülern auch noch Schweine. Wahrlich, weit haben wir es gebracht…




VW hat gut aufgepasst in der Schule

Jedes Schulkind weiss, worauf es ankommt: Bei der Prüfung gut dastehen – mit welchen Tricks, das spielt keine Rolle. Denn ob ein Schüler nach einer Prüfung noch etwas weiss und kann, das ist wurscht. Auf die kurzfristigen Ergebnisse kommt es an. Noten sind das, was zählt.

Klar, das steuert massgeblich das Verhalten. Denn was hinten rauskommen soll, das bestimmt, was vorne geschieht. Und wenn hinten Noten rauskommen sollen, dann verhält man sich halt so: Bulimie-Lernen zum Zwecke der Wiedergabe an Proben und Prüfungen.

Dieses kurzsichtige Prüfungsdenken haben die Menschen in der Schule tausendfach gelernt. Und sie haben es bei VW millionenfach zur Anwendung gebracht. Das Ziel hiess: Test bestehen – Abgastest! Eben: Was hinten rauskommen soll, das bestimmt, was vorne geschieht – im wahrsten Sinne des Wortes.

Also: wenn das Fahrzeug nach dem Test wieder die Luft verpestet, steckt das gleiche Denkmuster dahinter, wie wenn der Schüler nach dem Test keinen Schimmer mehr hat vom Dunst einer Ahnung. Aber in beiden Fällen sind die Verluste kaum zu beziffern.