Was gibt es Gefährlicheres als den Advent?

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Man kann die Adventszeit mögen oder nicht – für die Schule war das früher eine stimmungsvolle Zeit. Da brannten Kerzen, es roch nach Guetzli, mit spitzen Scheren wurde farbigen Papierbogen zu Leibe gerückt und Weihnachtslieder schafften es in den Status temporärer Ohrwürmer.

Aber eben: Früher! Dem lasterhaften Leben wurde Einhalt geboten. Und zwar gründlich. Worte wie Weihnachten oder Advent sind von einer Welle politischer Korrektheit aus dem schulischen Sprachschatz weggespült worden. Sie könnten religiöse Gefühle verletzen. Der Samichlaus und vor allem sein Schmutzli müssen sich nun auch den Winter über im finsteren Tann verstecken. Guetzli («Weihnachts» ist vorauseilendem Gehorsam zum Opfer gefallen) bedürfen einer umfassenden Deklaration von Zusatzstoffen und Allergenen. Auch am kalten Gebäck kann man sich deshalb leicht die Finger verbrennen. Und mit den ausgeschnitten grünen Blättern des oh Tannenbaums ist es sowieso vorbei. Spitze Scheren verletzen zwar nicht die Finger – aber die Sicherheitsvorschriften.

Apropos Sicherheit: Die «Anweisungen zu Sicherheits- und Brandschutzvorschriften im Umgang mit Kerzen im Unterricht» umfassen eine ganze Seite. So als seien alle vollkommen bescheuert, wird haarklein festgelegt, zu was die Lehrer sich mit ihrer Unterschrift verpflichten, wenn sie eine Kerze anzünden wollen «zur Erfüllung von bildungsrelevanten Zielen». Weit haben wir es gebracht.

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